Taiwan / Literatur / Autorin / Lesbe / LGBTQI / Queer / Literaturwissenschaft
Taiwanes_innen erlebten im 21. Jahrhundert eine Vielzahl politischer Umbrüche, die Insel wurde immer wieder zur Reibefläche zwischen China und Japan. Das Land war bis 1945 eine japanische Kolonie, nach Ende des Zweiten Weltkriegs fiel es an die Republik China. Nach der Gründung der Volksrepublik China (1949) zog sich die Regierung der besiegten Republik China mitsamt ihrer Streitkräfte auf die Insel Taiwan zurück, wo sie autoritär regierte. Die schrittweise und sehr weitreichende Demokratisierung – 2022 erreichte Taiwand im Demokratieindex den 10. Platz – und Taiwanisierung begann Ende der 1980er Jahre.
Diese turbulenten politischen Zeiten zeigen sich in der Literatur dieser Zeit – Taiwan befindet sich auch auf der Suche nach einer eignen literarischen Stimme und Geschichte.
Dabei werden auch die Stimmen von ethnischen Minderheiten, Frauen und LGBTIQ*-Personen gehört. Ein Kapitel setzt sich mit Chen Xue, einer der wichtigsten lesbischen Autorin des Landes und ihrem Werdegang auseinander.
Ein weiteres Kapitel analysiert Gewalt in Beziehungen und geschlechtsspezifische Gewalt in zwei Novellen von Zhang Yixuan,
wobei die Protagonist_innen der queeren und lesbischen Autorin über den Weg sexueller Selbstbestimmung die erlebte Gewalt und Traumatisierung überwinden.
Ein Aufsatz widmet sich der den Paiwan angehörenden Autorin Liglav Awu. Liglav Awus Arbeiten markieren den Übergang von kolonialen zu postkolonialen Verhältnissen in Taiwan. ein starker Fokus liegt darauf, wie Indigenen Frauen in der vorherrschenden Han-dominierten taiwanesischen Gesellschaft strukturell die Stimme genommen wird.
Aktuell ist der Konflikt zwischen China und Taiwan wieder aufgeflammt. China weigert sich weiterhin, die Unabhängigkeit Taiwans anzuerkennen und sendet Drohbotschaften.
Der vorliegende Sammelband bildet die „Taiwanisierung“ des Landes auf einer literarischen Ebene ab. Diese nationale Identität wird allerdings nicht über Ausschluss und Nationalismus gesucht, sondern über die reiche kulturelle Vielfalt, die die Anthologie abbildet.