Die UN-Ziele für eine nachhaltige Entwicklung / SDGs aus feministischer Perspektive
Veranstaltungsbericht von Verena Kovacs / Frauen*solidarität
Beim Workshop und Podiumsdiskussion zum Thema „Ziele für nachhaltige Entwicklung aus feministischer Perspektive“ im Oktober wurde darüber diskutiert, welche Möglichkeiten die „sustainable development goals“ / SDGs (nachhaltige Entwicklungsziele) Frauen eröffnen und einige Kritikpunkte daran angebracht. Gemeinsam mit Expertinnen haben wir uns die Frage gestellt: Neue Weichenstellungen oder 17 Pflaster auf die Wunde?
Es gibt viele offene Fragen zu den SDGs in Bezug auf die Gleichstellung von Frauen. Um diesen Fragen nachzugehen, lud die Frauen*solidarität gemeinsam mit WIDE und AG Globale Verantwortung zu einem Workshop mit anschließender Podiumsdiskussion zum Thema ein. Die Referentinnen waren zum einen Tessa Kahn, internationale Menschenrechtsanwältin und Leiterin des „Climate Litigation Network“, sowie Hilde Wipfel, Expertin für Entwicklungspolitik, die in der Koordinierungsstelle der Bischofskonferenz (KOO) für Fragen der Entwicklungsfinanzierung, Entwicklungsziele und globalen Armutsbekämpfung zuständig ist.
Gleich zu Anfang wurde klar, dass die neuen nachhaltigen Entwicklungsziele viele Ansätze zur Förderung und Umsetzung von Frauenrechten bieten. Unter anderem liegt das auch daran, dass im Prozess der Zielbestimmung sehr viel Wert auf Zusammenarbeit mit Experten_innen und diversen Zivilgesellschaftsgruppierungen gelegt wurde. Unter anderem wurde dabei die Women’s Major Group, die sich mit den vielen Facetten der Frauengleichstellung und Frauenrechte beschäftigt, konsolidiert, in der Tessa Kahn mitgearbeitet hat. Durch diese Verhandlungen konnten viele progressive und auch grundlegende Forderungen in die Ziele inkludiert werden, wobei das noch nicht heißt, dass sie tatsächlich umgesetzt werden können.
Hilde Wipfel hält hierzu fest, dass die Bedeutung der Menschenrechte verstärkt betont wurde und dass in den Zielen der Zusammenhang von ökologischen Fragen und sozialer Gerechtigkeit zu recht in den Mittelpunkt gerückt wurde, vor allem im Vergleich mit den MDGs (UN-Millenniums-Entwicklungsziele 2000-2015). Doch seien einige Ziele, vor allem im Bereich der Finanzregulierung sehr schwammig und andere sehr optimistisch formuliert. Das Problem liegt auch an der fehlenden Verbindlichkeit der Abmachung, gerade weil die Staaten eigenverantwortlich viel Kraft aufwenden müssen, um die Ziele tatsächlich zu erreichen.
Das Fazit des Nachmittags war, dass die Ziele tatsächlich Chancen bieten, um eine gleichberechtigte, nachhaltige Welt zu schaffen. Im Gegensatz zu den MDGs werden die Forderungen und Rechte der Zivilgesellschaft vielfach beachtet und zum zentralen Thema gemacht. Frauenrechte, deren Umsetzung eine Voraussetzung für eine gerechte Gesellschaft darstellt, werden an mehreren Stellen betont. Doch ist die Umsetzung nur durch globale Zusammenarbeit und eigenverantwortliches Handeln der Staaten möglich. Die Zivilgesellschaft muss weiterhin kritisch sein, Bewusstsein schaffen und motivieren.