In westlichen Gesellschaften ist Selbstfürsorge äußerst populär: Die emanzipierte Frau wird dazu ermutigt, sich Wellness oder Achtsamkeitsferien gönnen. Doch Meleo-Erwin und Spurgas zeigen in ihrem Buch „Dekolonisiert Self-Care“ mit pointierter Ironie auf, dass uns eine solch exklusive mainstrem #Self-Care täuscht. Sie enthüllen, wie dieser Trend die sozialen Medien durchdringt und unsere Konsumentscheidungen beeinflusst, indem er den Mechanismen des neoliberalen und kolonialen Kapitalismus unterliegt. Dieser zielt darauf ab, dass privilegierte, weiße cis-Frauen Ressourcen in die Ich-AG investieren, um entweder für die Familie (und Ehemann) oder die Wirtschaft (sexuell) leistungsfähig zu bleiben. Ein solches Verständnis von Selbstfürsorge lenkt die Verantwortung für die eigene Gesundheit, sei es in Bezug auf Ernährung oder Achtsamkeit, auf das Individuum, was der ursprünglichen Praxis von Self-Care komplementär gegenübersteht. Die Autorinnen fordern eine Verschiebung des trendigen Begriffs, hin zu seiner ursprünglichen Verwendung, bei der mehr das Fürsorgen als das Selbst im Zentrum steht. Im Wesen der Selbstfürsorge als Schwarze Überlebenspraxis wohnt ein politischer Akt. Das Buch verdeutlicht schonungslos, dass zeitgemäße Trends im Namen des #Empowerments kritisch beleuchtet werden müssen, um den Eurozentrismus zu überkommen.