Ökofeminismus, Klimaethik, Feministische Geldtheorie
Als zentraler Aspekt zieht sich Gerechtigkeit wie ein roter Faden durch Andrea Günters Werk „Gerechtigkeit und die Ökologie des Ökonomischen“ und verbindet die verschiedenen Schwerpunktkapitel: „Denn es ist die Gerechtigkeit, die es erlaubt, Abhängigkeiten so zu realisieren, dass Menschen sie bejahen und sich als Teil eines umfassenden ökologischen Gefüges verstehen können.“ Genau diese Abhängigkeit zu verstehen und anzunehmen ist die Vorbedingung sinnhaften menschlichen handelns.
Im ersten Teil zu Ökofeminismus greift die Autorin vor allem Überlegungen von Ariel Salleh auf und kontrastiert und verbindet sie mit Hannah Arendts Denkweisen, vor allem mit ihrem Konzept der „Gebürtigkeit“. Indem sie Verknüpfungen zwischen Arendts und Sallehs Theorien herstellt, setzt sie die Idee des Neu-Anfangens als Möglichkeit hoffnungsvoller Wendepunkte.
Im zweiten Hauptkapitel widmet sich Günter der Klimaethik. Ihr Hauptaugenmerk liegt hier auf Gerechtigkeit als ethischer Reflexionskompetenz. Sie kann dabei helfen, Orientierung in krisenhaften Zeiten zu finden, und sich so dringenden Herausforderungen gesellschaftlich zu stellen.
Im letzten Scherpunktkapitel widmet sich die Autorin der Lücke des Themas Geld in feministischer Ökonomiekritik und der daraus resultierenden Notwendigkeit einer feministischen Geldtheorie. Sie 64 Thesen ab, die die Grundlage für solch eine feministische Geldtheorie bilden sollen.
Andrea Günter plädiert mit ihrem Beitrag dafür, sowohl Geschlecht in ökonomischen Themen immer mitzudenken, als auch Klimaverhältnisse stets gendersensibel zu betrachten.
Leser*innen, die noch nicht vertraut sind mit der Schnittstelle von Feminismus, Ökologie und Ökonomie (aus philosophischer Perspektive), fällt es sicherlich schwerer, dem roten Faden des Buches zu folgen. Die Autorin leistet jedoch einen höchst relevanten Beitrag zu brennenden Themen, denen mehr Raum in feministischen Analysen zugestanden werden sollte. Indem Andrea Günter Ökofeminismus, Klimaethik und feministische Geldtheorie zusammenbringt, schließt sie Leerstellen im feministischen Diskurs um Ökologie und Ökonomie und platziert Ökofeminismus als erstzunehmende philosophische und wirtschaftswissenschaftliche Disziplin.