Unlearn Patriarchy 2 bietet einen vielschichtigen und zeitweilig auch provokanten Einblick in die allgegenwärtigen patriarchalen Strukturen unserer Gesellschaft. Untersucht werden im Sammelband seine Auswirkungen Bereiche wie Körper, Erziehung, Ableismus, Klasse, Kirche, Medizin und mehr. Ein bemerkenswertes Beispiel für die Analyse dieser Strukturen findet sich im Kapitel über Körper: Die Body-Positivity-Bewegung, die ursprünglich zur Befreiung dicker, Schwarzer und Brauner Körper ins Leben gerufen wurde, wird hier als eine Revolution dargestellt, die in der breiten Öffentlichkeit nur vermeintliche Diversität suggeriert. Trotz ihres anfangs emanzipatorischen Ansatzes, bleiben mehrfach marginalisierte Menschen weiterhin unterdrückt. Im Kapitel zu Klasse wird ein weiteres brisantes Thema behandelt – die globale Care-Arbeit. Hier wird aufgedeckt, dass Frauen aus dem globalen Süden und aus Osteuropa schlecht bezahlte und unsichere Jobs in Pflege und Haushalt übernehmen, damit Menschen im Westen einen emanzipierten Lebensstil führen können. Dies führt zu einer internationalen, rassistischen Aufteilung der reproduktiven Arbeit. Diese beiden Beispiele verdeutlichen, dass der Sammelband weit über den weißen Feminismus hinausgeht und sich intensiv mit intersektionalen Perspektiven auseinandersetzt.
Unlearn Patriarchy 2 ist ein kraftvoller Appell, die vielen Facetten und Verwobenheiten patriarchaler Strukturen zu erkennen und zu dekonstruieren. Das Buch zeigt, dass ein dekolonialer Ansatz nötig ist, um tief verwurzelte Ungerechtigkeiten zu bekämpfen und echte Veränderungen zu bewirken. Es rüttelt auf und regt zum Nachdenken an – und lässt dabei keinen Raum für Bequemlichkeit.