Eine feministisch ethnographisch-partizipative Studie in italienischen Aufnahmezentren
Die Autorin Dr. Sabine Tiefenthaler forscht mit jungen Frauen mit Fluchterfahrung in italienischen Aufnahmezentren auf Sardinien. Sie fragt nach Resilienzprozessen im Spannungsfeld institutioneller Machtverhältnisse. Dazu wählt sie einen ethnographisch-partizipativen Ansatz.
Auf einer epistemologischen Ebene testet sie, inwieweit sich visuell partizipative Forschungsmethoden zur Erforschung von Resilienz eignen.
Sie erschließt die Situation der Erstaufnahme in Italien, behandelt Aspekte geschlechtsspezifischer Gewalt und Diskriminierung im Fluchtkontext, und ordnet in einem nächsten Schritt den Begriff der Resilienz ein und diskutiert ihn aus unterschiedlichen Perspektiven. Sie kombiniert verschiedene ethnographische und partizipative Methoden, wie teilnehmende Beobachtung, ero-epische Gespräche, Photo voice, Gruppendiskussionen, Walking Interviews und Fotointerviews. Im Fokus steht dabei immer, die Frauen als Co-Forschende in den Prozess der Forschung einzubeziehen. Ziel ist ein demokratischer Prozess von Wissensgenerierung und der Abbau stereotyper Bilder von geflüchteten Frauen als Opfer. Durch den theoretischen Rahmen und den verschiedenen Arten der Auseinandersetzung mit den Frauen gelingt es der Autorin, ein umfassendes Bild der Situation in den Erstaufnahmezentren zu zeichnen. Sie hebt dabei stets die Relevanz eines intersektionalen Ansatzes hervor und die Notwendigkeit, Macht- und Ungleichheitsstrukturen zu erkennen. Im Rahmen ihrer Möglichkeiten gestaltet sie den Forschungsprozess offen und gibt den geflüchteten Frauen die Möglichkeit, an der Ausgestaltung der Forschung mitzuwirken und sich aktiv einzubringen.