Namibia between the Empowerment of Women and Violence of Men
Wie wird die Idee der Geschlechtergleichstellung in Namibia angesehen und umgesetzt? Mit dieser Frage setzt sich Sonja Gierse-Arsten in ihrer sozialanthropologischen Arbeit auseinander. Den Kern ihrer Studie bildet dabei die primär qualitative Forschung, die sie in Outjo, einer kleinen Stadt in der Kunene Region in Namibia, durchgeführt hat. Den Ausgangspunkt für ihre Forschung bildet die Wahrnehmung einer Diskrepanz: Im Gender Development Index etwa wird Namibia weit oben verortet, die Verfassung verbietet Diskriminierung aufgrund des Geschlechts. Gleichzeitig scheint Gewalt gegen Frauen normalisiert. Diese Beobachtung nimmt Gierse-Arsten zum Anlass, die Geschlechterverhältnisse, sowie das Verhältnis zu Gewalt näher zu untersuchen. Basierend auf der Annahme, dass Gender immer in konkreten sozialen Kontexten produziert und reproduziert wird, möchte Gierse-Arsten ein möglich umfassendes Bild liefern. Dafür zieht sie neben der Wahrnehmung von Konzepten wie Männlichkeit und Weiblichkeit und deren Verhältnis zu Gewalt ebenfalls die ökonomischen und historischen Umstände mit in Betracht. Namibia ist stark geprägt von der Kolonialvergangenheit: Seit der Berliner Konferenz übte das Deutsche Reich Macht über das Gebiet des heutigen Namibias auf brutale Weise aus, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts zum Genozid der Herero und Nama führte. Doch auch nachdem die deutsche Kolonialherrschaft mit dem ersten Weltkrieg endete, war Namibia nicht unabhängig. Noch bis 1990 unterstand das Gebiet der Fremdherrschaft durch Südafrika. Auch vor diesem Hintergrund kommt Gierse-Arsten zu dem Schluss, dass wirkliche Gleichheit, genauso wie eine gerechte Gesellschaft als Ganzes, nur durch eine Auseinandersetzung und Überwindung dieser gewaltvollen Geschichte und andauernden Umstände erreicht werden.