Mutter-Tochter-Beziehung / Frankreich / Türkei / Kunst / Schauspielerin / Autoritärer Staat / Militärputsch / Belletristische Darstellung
Nachdem ihre Mutter bei ihr den Wunsch deponiert hat, bei ihrem Begräbnis eine Grabrede zu halten, beschließt die seit vielen Jahren in Frankreich lebende Julya (Hülya), einen Kampf gegen ihre angelernte Erinnerungslosigkeit aufzunehmen und sich mit schmerzlichen Aspekten ihrer Vergangenheit auseinanderzusetzen: Sie begibt sich auf Spurensuche in ihre Kindheit als Tochter der berühmten Filmdiva Esra Zaman im Istanbul der 1960er- und 1970er-Jahre. Bei der Aufarbeitung der Familiengeschichte, in deren Hintergrund Militärputsche, Zensur und politisch motivierte Morde das gesellschaftliche Leben prägten, nähert sie sich nicht nur den Umständen des Verschwindens ihres Vaters an, sondern entwickelt auch ein tieferes Verständnis gegenüber ihrer Mutter und ihrer eigenen Geschichte.
Ecer verwebt in ihrem Roman historische Fakten mit den persönlichen Beziehungen der Protagonist_innen und zeichnet so ein stimmungsvolles Gemälde einer brüchigen Familie vor dem Hintergrund eines instabilen Landes. Sie skizziert eindrucksvoll, wie autoritäre Politik sowohl die Gesellschaft als auch die – nur vermeintlich privaten – Leben kritischer Akteur_innen infiltrieren kann.