Zweistromland

Dilans Eltern sind kurdische Alevit_innen, sie selbst ist in Norddeutschland aufgewachsen. Mittlerweile ist sie Rechtsberaterin, lebt mit ihrem Mann in Istanbul und ist seit kurzem schwanger. Doch das große Familienglück ist nicht zu spüren, Dilan wirkt verhärtet und zwischen ihr und ihrem Partner wächst die Entfernung. Als sie zur Beerdigung ihrer Mutter nach Deutschland fliegt, zeigt sich, dass das Schweigen tiefere Wurzeln hat: Im Gespräch mit einer Frau bemerkt Dilan, wie wenig sie über das Leben ihrer Eltern weiß, und wie viel sie auch von ihrem eigenen Leben verdrängt hat. So macht sie sich auf die Suche. Sie reist in die kurdische Stadt Diyarbakır im Osten der Türkei, dort wo ihre Eltern gelebt und, wie sich herausstellt, gekämpft haben. Wo auch kurz vor Dilans Besuch 2016 noch der Bürgerkrieg ausbrach und die Altstadt zerstört wurde. Dort, wo die Verwobenheit des Persönlichen und des Politischen des Schweigens immer deutlicher wird. Auf poetische und fesselnde Weise erzählt Beliban zu Stolberg hier von der Freilegung und Aufarbeitung einer Familiengeschichte, die sich von der Nordsee bis zum Tigris erstreckt.